Was ist eine IMSI (Intrazytoplasmatische morphologisch selektierte Spermieninjektion)?
Die IMSI (Intrazytoplasmatische morphologisch selektierte Spermieninjektion) ist eine Technik in der Reproduktionsmedizin, die als Erweiterung der ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) gilt. Mithilfe eines speziellen Hochleistungsmikroskops, das eine bis zu 6000-fache Vergrößerung ermöglicht, werden die Spermien im Detail untersucht. Dies ermöglicht eine präzise Auswahl der qualitativ besten Spermien, die dann für die Befruchtung verwendet werden.
Wann ist eine IMSI sinnvoll?
- Bei stark geschädigten Spermien
Wenn die Spermien des Mannes deutliche morphologische Anomalien aufweisen, kann die IMSI helfen, die besten Spermien für die Befruchtung auszuwählen. - Nach wiederholten Fehlgeburten
Sind die Fehlgeburten auf Spermienanomalien zurückzuführen, kann die IMSI helfen, die Ursache zu beheben und die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft zu erhöhen. - Bei mehreren erfolglosen ICSI-Zyklen
Wenn frühere ICSI-Behandlungen erfolglos geblieben sind, kann die genauere Auswahl der Spermien durch die IMSI zu besseren Ergebnissen führen. - Bei schlechter Embryonenqualität
Wenn die Qualität der Embryonen in den vorangegangenen Behandlungen nicht ausreichend war, kann die IMSI durch die Auswahl optimaler Spermien helfen, die Qualität der Embryonen zu verbessern.
Wie wird eine IMSI durchgeführt?
Stimulation der Eierstöcke
Zu Beginn der Behandlung wird die Frau hormonell stimuliert, um mehrere Eizellen zu produzieren. Dieser Prozess wird mit Ultraschall und Blutuntersuchungen überwacht, um sicherzustellen, dass die Eizellen optimal „heranreifen“.
Punktion der Eizellen
Sobald die Eizellen ausreichend gereift sind, wird der Eisprung medikamentös ausgelöst. Etwa 36 Stunden später erfolgt unter Ultraschallkontrolle die Punktion der Eizellen. Dabei werden die Eibläschen mit einer Nadel aus den Eierstöcken entnommen, was meist unter Vollnarkose geschieht und etwa 10 bis 20 Minuten dauert. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Frau mit der Einnahme von Progesteron, um die Gebärmutterschleimhaut auf den Embryotransfer vorzubereiten.
Auswahl der Spermien
Die Spermien werden im andrologischen Labor unter einem Hochleistungsmikroskop untersucht, das eine extrem hohe Vergrößerung ermöglicht. Diese detaillierte Untersuchung ermöglicht es, die morphologisch besten Spermien zu identifizieren und für die Befruchtung auszuwählen
Vorbereitung und Befruchtung der Eizellen
Im IVF-Labor werden die entnommenen Eizellen in einem speziellen Nährmedium aufbewahrt. Anschließend wird unter dem Mikroskop ein ausgewähltes Spermium direkt in jede Eizelle injiziert. Dieser Schritt ist entscheidend für eine erfolgreiche Befruchtung.
Kultivierung der Embryonen
Nach der Befruchtung werden die Eizellen in einem „Brutschrank“ unter naturnahen Bedingungen kultiviert, in der Regel für zwei bis fünf Tage. Während dieser Zeit werden die Embryonen regelmäßig überwacht, häufig mithilfe der Time-Lapse-Technik. Diese ermöglicht eine kontinuierliche Beobachtung der Embryonalentwicklung, ohne die Kulturbedingungen zu stören. Am Ende wird ein Video erstellt, das die gesamte Entwicklung dokumentiert
Embryotransfer
Der Embryotransfer erfolgt in der Regel im Blastozystenstadium am fünften oder sechsten Tag. Die meisten Kliniken bevorzugen den Single Embryo Transfer (SET), bei dem nur ein Embryo mithilfe eines Katheters in die Gebärmutter übertragen wird. Einige Kliniken führen beim ersten Besuch einen Probetransfer durch, um eventuelle Schwierigkeiten zu erkennen und zu beheben
Kryokonservierung
Überzählige Embryonen, die nicht sofort transferiert werden, können durch Kryokonservierung in flüssigem Stickstoff eingefroren (kryokonserviert) werden. Diese Embryonen stehen dann für einen späteren Transfer zur Verfügung.
Nach dem Embryotransfer
Nach dem Transfer setzt die Frau die Einnahme von Progesteron fort, bei erfolgreicher Befruchtung bis zur 10. oder 12. Je nach individueller Situation können weitere Medikamente notwendig sein.
Schwangerschaftstest
Zehn bis vierzehn Tage nach dem Embryotransfer kann der Schwangerschaftstest durchgeführt werden. Dieser erfolgt zunächst meist als Urintest, sollte aber durch eine Blutuntersuchung bestätigt werden.
Wie hoch sind die Erfolgs-aussichten?
Die Erfolgsaussichten einer IMSI hängen stark von individuellen Faktoren wie dem Alter der Frau und der Spermienqualität ab. Bei Frauen unter 35 Jahren liegt die Erfolgsrate bei etwa 25–45 % pro Behandlungszyklus. Dies macht die IMSI zu einer wertvollen Option für Paare, die bei früheren Behandlungen Schwierigkeiten hatten oder bei denen besondere Herausforderungen bestehen.
Die IMSI bietet eine hochpräzise Möglichkeit, die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung bei Paaren mit besonderen Herausforderungen zu erhöhen. Durch die detaillierte Auswahl der besten Spermien unter extrem hoher Vergrößerung in Kombination mit bewährten IVF-Techniken stellt die IMSI eine wichtige Erweiterung der Reproduktionsmedizin dar. Insbesondere für Paare, die bereits mehrere erfolglose ICSI-Zyklen hinter sich haben, bietet die IMSI eine vielversprechende Option, den Traum von einer Schwangerschaft zu erfüllen.
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Date:
2. August 2024